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Es waren eine menge leute vor dem "the black sun", wartend bis einer aus dem tempel herauskam, erst dann wurde wieder die eine oder andre der virtuellen personen in die ebenso virtuelle disco hineingelassen. Hiro Protagonist aber hatte den tempel gebaut, geschrieben, für ihn waren die türsteher natürlich kein hindernis. Er wusste, auch raven war zugegen, irgendwo in dem audiovisuellen fegefeuer von "the black sun" war er und er würde wieder versuchen, die droge snow crash unter die leute zu bringen: snow crash - gratisprobe - karte in der mitte zerreißen! stand auf einer hypercard und hiro hatte gesehen, was dann passiert: die droge hatte den computer - und das hirn - seines besten freundes zum absturz gebracht, beide waren bis dato nicht mehr hochzufahren. Ein schneesturm voller daten, infokalypse - zu viel und zu schnell für jede verarbeitung - bis zum systemabsturz.

Hiro wusste dass raven da war, in dem moment als sich ein avatar neben ihm auflöste, zu flimmern begann, auf schwarzweiß wechselte und nach ein paar abgehackten bewegungen völlig verschwand; die person daheim in der "wirklichkeit" hatte jetzt gerade die gleiche sorte von epileptischem anfall, die er bei seinem freund gesehen hatte: die augen weit aufgerissen in den schneesturm starrend, unkontrolliert zuckend, schaum vorm mund. Snow crash. Auch er musste sich davor hüten. Aber Hiro ist ein hacker. Er hat ein katana, und er kann damit umgehen. Er hackt jedes verdammte programm, jeden virus, jede abwehr, sogar schwarzes eis.

Hiro betrat den virtuellen tempel, die absolute disco, und wusste sofort woher die außerirdisch schrägen klänge und wild durcheinanderwirbelnden bilder kamen, die den raum zum bersten ausfüllten: die band des heutigen abends hatte bereits zu spielen begonnen, Vitaly Tschernobyl and The Meltdowns, und wenn sein musikgeschmack nicht durch die wohngemeinschaft mit dem kopf der band, Vitaly Tschernobyl, bereits eine grundlegende mutation hinter sich gehabt hätte, wäre das in seinen ohren bloß destruktiver lärm gewesen. Vitaly war heute wieder in seinem element: langsam, wie in zeitlupe brodelnde riffs, wie kochendes eis, getragen von einem tektonischen bass, der wie fließendes gestein unter dem gletscher von Vitalys gitarre die stetige bewegung des massivs garantierte, und das schlagzeug, das eine durch kurze pausen unterbrochene explosion produzierte. Auch eine art schneesturm.

(Much, frei nach Neal Stephenson) ЛАВИНА